Bahnhof Desenzano del Garda, Mai 2024

Im Mai 2024 besuchte ich den wunderschönen Bahnhof Desenzano del Garda am Südufer des Gardasees. Der Bahnhof ist wirklich absolut top in Schuss und macht einen sehr gepflegten Eindruck!
Dass er erst kürzlich renoviert wurde merkt man deutlich.


Der Bahnhof:

Die Gleisanlagen sind im Bereich des Bahnhofes ca. eine Geschosshöhe über dem Ausgang zur Straße auf einem Damm, so daß man immer eine Treppe hoch zu den Bahnsteigen muss. Aufzüge sind aber auch vorhanden.


 

Desenzano liegt an der zweigleisigen, elektrifizierten Hauptstrecke Verona - Mailand und wird von Zügen des Regional- und Fernverkehrs angefahren.
Der Bahnhof hat drei Bahnsteiggleise, davon eines mit Hausbahnsteig und zwei mit einem Mittelbahnsteig.


Die Unterführung zu dem Mittelbahnsteig und zum Südausgang ist wie geleckt


Auch im Inneren des Bahnhofgebäudes ist alles frisch renoviert und sauber.


Besonders beeindruckt hat mich der barrierefreie Ausbau mit einem kompletten Blindenleitsystem inklusive erhabenem Bahnhofsplan zweisprachig und in Braille (Blindenschrift)!  


Eine Anzeigetafel zeigt die aktuellen Abfahrten an. Verspätungen gibt es aber auch in Italien. Außerdem erfolgen die meisten Durchsagen zweisprachig italienisch und englisch. Sogar der Hinweis auf einen Bahnstreik am kommenden Sonntag! ;) 



Klingt doch gleich viel besser als Fahrdienstleiter, oder? ;)



Auf einem Nebengleis war noch ein Oberleitungsarbeitswagen abgestellt.

Elektrifiziert ist die Strecke übrigens mit 3000V Gleichspannung, wie in Italien üblich.

Verkehr:

Als erstes konnte ich einen Regionalexpress Richtung Mailand ablichten. In Italien herrscht auf der Schiene, wie in vielen anderen europäischen Ländern auch, Linksverkehr.

Der Regionalzug bestand aus einer geschobenen Wendezuggarnitur mit einem leider sehr verschmierten Steuerwagen und 8 Mittelwagen. Der Zug war gut gefüllt.





Geschoben wurde der Zug von einer Lok der Baureihe E.464. Die Baureihe E.464 wurde Ende der 90er Jahre von Adtranz (später Bombardier, heute Alstom) entwickelt und in Italien gebaut. Die Lok ist eng verwand mit der ebenfalls in den 90ern bei Adtranz entwickelten deutschen Baureihe 101, allerdings mit anderen Fahrmotoren. 

Die Lok verfügt über nur einen Führerstand und verkehrt immer mit Wendezügen. An der anderen Seite befindet sich ein Gepäckabteil mit Gummiwulst-Übergang und ein Hilfsführerstand für Rangierfahrten.



Darauf hin folgte auf Gleis 1 ein durchfahrender Zug Richtung Verona. Der 6-teilige Elektrotriebwagen der Baureihe ETR.621 wird von Hitachi Rail Italia seit 2019 unter dem Namen Carraveggio hergestellt. Trenitalia, die staatliche Eisenbahngesellschaft, setzt den Zug unter dem Nahmen Rock im Regionalverkehr ein.




Weiter ging es ebenfalls auf Gleis 1, diesmal aber mit Halt in Desenzano. Der mit +10 angekündigte AV nach Venedig entpuppte sich als sehr interessanter Triebwagen der Baureihe ETR.700.
Diese Baureihe wurde von der italienischen Firma AnsaldoBreda 2009 ursprünglich für die niederländische und belgische Staatsbahn für die Schnellfahrstrecke Amsterdam - Antwerpen entwickelt. Nach mehreren Verzögerungen und einem kurzen Fahrplaneinsatz in 2012 untersagten beide Eisenbahnaufsichtsbehörden aber den weiteren Einsatz nachdem es zu Zwischenfällen gekommen war. Dem Hersteller gelang es offenbar nicht die Züge in der Zeit in den Griff zu bekommen, sodaß insgesamt nur 19 Züge gebaut wurden, die in 2014 alle an den Hersteller zurückgegeben wurden.

Dieser konnte 2019 17 von 19 Züge an Trenitalia verkaufen, zwei werden als Ersatzteilspender ausgeschlachtet.


Trenitalia setzt die Züge als "Frecciarossa" (roter Pfeil) ein. Frecciarossa ist die höchste italienische Zuggattung, vergleichbar mit dem deutschen ICE. 




Auf Gleis 2 erfolgte zeitgleich noch eine Durchfahrt, ebenfalls ein ETR.700 als AV Richtung Mailand.